Völlig fremde Umgebung, hunderte neue Gesichter, Unsicherheit – drei Worte, die wohl jeden Studienanfang passend beschreiben. Das erste Semester ist hart; nicht, weil der Stoff so schwer ist, sondern eher, weil man sich komplett umstrukturieren muss. Wenn man aus der Schulzeit noch gewohnt ist, dass einem alles vorgegeben und gesagt wird, dann wird man im Studium erst einmal mit der bitteren Realität konfrontiert: Eigenverantwortung. Damit Du das erste Semester etwas lockerer als ich angehen kannst, und dir ein paar meiner anfänglichen Schwierigkeiten erspart bleiben, gebe ich dir in diesem Artikel ein paar Ratschläge für den Studienstart.
Freunde finden leicht gemacht
Jeder, der aus seinem gewohnten Umfeld gerissen wird, hat wohl besonders Angst vor einem Punkt: Einsamkeit. Oft ist es so, dass man die letzten Jahre einen festen Freundeskreis hatte, den man sich im Laufe seiner Schulkarriere angelegt hat. Doch wenn erst einmal das Abitur geschrieben und die Schulzeit mit dem Abiball festlich abgeschlossen wurde, dann verstreuen sich die altbekannten Freunde meistens in ganz Deutschland, ja manchmal sogar ins Ausland, um ihr eigenes Studium anzutreten und ihre eigenen Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass mit dem Ende der Schulzeit sämtliche Freundschaften beendet werden. Nichtsdestotrotz ist es leider so, dass aufgrund dieses Zustandes nur noch die wenigsten Freundschaften erhalten bleiben. Oft kennt man im Studium keinen und hofft deswegen, neue Freunde zu finden. Dieser Wunsch wird oftmals von Angst und Zweifeln begleitet: Was mache ich, wenn es sich als gar nicht so leicht herausstellt, Freunde zu finden?
An dieser Stelle sei eins gesagt: Keine Sorge! Oftmals ist es sogar sehr viel leichter Freundschaften zu schließen, als es zu Schulzeiten war. Natürlich variiert die Anzahl der Studienanfänger von Universität zu Universität. In Düsseldorf sind wir z.B. mit 450 Studienanfängern gestartet, von denen ca. 400 Humanmedizin und 50 Zahnmedizin studieren. Bei so einer großen Variätät an Kommilitonen sind immer einige Mensche dabei, mit denen man sich auf einer Wellenlänge befindet. Am wichtigsten ist vermutlich, dass Du gar nicht der Einzige bist, der sich mit diesen Sorgen plagt. Auch den anderen Studenten geht es zu Beginn des Studiums ähnlich, sodass jeder am Anfang verzweifelt versucht, Anschluss zu finden.
Wenn an Deiner Uni die Möglichkeit besteht, vor dem Studium vorbereitende Kurse zu besuchen, würde ich Dir dringend raten, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. Diese Kurse sind für die entsprechende Studienvorbereitung meistens gar nicht so hilfreich – ich kann hier natürlich nur von meiner Universität und meinen eigenen Erfahrungen sprechen – aber wenn es darum geht, erste Kontakte zu knüpfen, bieten Vorkurse die Gelegenheit, sich in das Studentenleben einzufinden.
Wenn alle scheinbar besser sind als du
Ich kann hier nur für den Studiengang Humanmedizin sprechen und weiß deshalb nicht, ob es Studenten in anderen Studiengängen ähnlich ergeht. Da der Numerus Clausus im Studiengang Humanmedizin verglichen zu anderen Studiengängen besonders hoch ist, hast du in deinem Jahrgang größtenteils Leute sitzen, die in der Schule ähnlich gute Leistungen erbracht haben wie man selbst. Warst Du in der Schule noch Jahrgangsbester oder Jahrgangsbeste, dann wirst Du plötzlich in einen Topf mit Menschen geworfen, die in ihrer Schulzeit ebenfalls geglänzt haben und meistens alles dafür gegeben haben, um einen der begehrten Medizinstudienplätze zu erhalten.
Doch auch, wenn man ein Abitur mit gleicher Note wie die anderen abgeschlossen hat, bestehen oftmals große Differenzen zu Studienbeginn. Ich als Mensch, der aus Interesse den Deutsch- und Englisch-Leistungskurs zu Schulzeiten belegt hat, konnte und kann mich besonders in naturwissenschaftlichen Fächern nicht mit denjenigen Kommilitonen vergleichen, die z.B. den Chemie- oder Physik-Leistungskurs belegt haben. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären.
Sich zu vergleichen ist Gift für die Seele
Kennt ihr dieses Gefühl aus der Schulzeit, dass man sich manchmal dumm neben anderen gefühlt hat? Ich denke nicht. Und selbst wenn das in ein oder anderen Fällen tatsächlich so war, dann nimmt dieses Gefühl im Laufe des Studiums oft ganz andere Ausmaße an. Auch, wenn jeder verneint, dass er sich mit anderen vergleicht – unbewusst tun wir es trotzdem. Konntest du Dich mit dem Gesagten identifizieren? Wenn ja, dann ist es wohl Zeit, dein Mindset komplett umzustruktieren. Denn das Schlimmste, was man zu Beginn des Studiums machen kann, ist wohl, sich mit anderen zu vergleichen. Wir haben vielleicht alle ein gutes Abitur abgelegt. Trotzdem sind wir anders. Während der eine der visuelle Lerntyp ist, kann der andere Gehörtes besser lernen. Was ich euch besonders ans Herz lege: Lernt in eurem Tempo und lasst euch nicht verunsichern. Nur, weil ihr mehr Zeit als andere braucht, oder öfter hinfallt als andere, heißt das nicht, dass ihr die Zielgerade nicht genauso erreicht.
Den richtigen Lerntyp finden
Im ersten Semester des Medizinstudiums hat man das Gefühl, dass trotz dessen, dass man ständig lernt, die Masse an Stoff nicht weniger, sondern mehr wird. Hinzu kommt oftmals noch, dass man falsch lernt, da man sich an den Lerntechniken der Schule orientiert. Wusste man zu Schulzeiten noch jedes kleinste Detail auswendig und hat selbst das kleinste Thema noch durch Recherchen in seinen Notizen ergänzt, ist man im Medizinstudium froh, wenn man überhaupt einen Überblick über das große Ganze hat. Die Zeiten, in denen man alles konnte, sind vorbei. Niemand muss alles können, um zu bestehen. Die Fähigkeit, essentielle Informationen zu filtern, sollte man sich daher recht schnell aneignen.
Die eigenen Erwartungen herunterschrauben
Bedingt durch den hohen Numerus Clausus des Medizinstudium kommt man oft nicht drum herum, sehr gute Leistungen in der Schule abzuliefern. Selbst wenn man ab und zu einmal etwas anderes als eine Eins in der Klausur geschrieben hat, so lagen doch größtenteils die eigenen Leistungen über dem Durschnitt. Im Studium kann man natürlich auch zu den Überfliegern gehören – oftmals genügt es aber auch, lediglich zu bestehen. Auch wenn es am Anfang eher befremdlich klingt, eine Klausur mit der Note Vier abzuschließen, so gewöhnt man sich doch recht schnell an den Gedanken, dass es im Medizinstudium nur noch um das Durchkommen geht. Für jede bessere Note müsst ihr nämlich vergleichsweise überproportional mehr lernen, als ihr es für das bloße Bestehen müsstet.
Gelassen bleiben
Du bist trotzdem verzweifelt? Du hast das Gefühl, dem ganzen Lernstoff nicht gerecht zu werden und permanent hinterher zu hinken? Dir sei versichert: Du bist nicht allein. Deinen Kommilitonen geht es oft nicht besser – selbst, wenn der ein oder andere diese Schwäche niemals zugeben würde. Oft hilft es einem enorm, sich mit seinen Kommilitonen auszutauschen, über Sorgen zu reden, und manchmal auch einfach nur das Studium Studium sein zu lassen. Vor Dir haben es schon tausende Leute geschafft. Die Abbrechquote im Medizinstudium ist verschwindend gering. Warum solltest Du es also nicht auch hinbekommen?
Um es auf den Punkt zu bringen:
Überforderung gehört zum Studium ebenso dazu, wie Prokrastination (die übrigens dann ein großes Ausmaß annimmt, wenn man besonders viel lernen muss). Hinfallen und Aufstehen sind zwei Seiten einer Medaille – im Endeffekt zählt nur, dass Du weitermachst, egal wie aussichtslos es momentan scheint. Selbst der dichteste Nebel lichtet sich irgendwann.
Bessere Tage werden kommen...
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